Begleitkonzept zur Vorbereitung eines Stakeholdergremiums „Fachgesellschaften“ (M 5.4.1)
Version April 2016 / Cluster 5 / Verantwortlicher Partner Universität Hamburg / DHd
Dokumentstatus: \<Final> / Verfügbarkeit: \<DARIAH-DE-public> / Autoren: \<Höckendorff, Mareike - DHd> \<Pielström, Steffen - UWÜ>
Revisionsverlauf:
Datum | Autor | Kommentare |
31.08.2014 | Mareike Höckendorff | Anlegen des ersten Entwurfes für die Konzeptionierung des Stakeholdergremiums Fachgesellschaften |
12.05.2015 | Mareike Höckendorff | Einarbeiten von Änderungen und ersten Ergebnissen |
12.04.2016 | Steffen Pielström | Finalisierung |
1. Einleitung
In diesem Dokument wird die Konstituierung eines Stakeholder Gremiums Fachgesellschaften theoretisch dokumentiert. Zum Aufbau eines solchen ist von zentralem Interesse, herauszufinden, welche geisteswissenschaftlichen Fachgesellschaften in welchem Maße mit dem Gebiet der Digital Humanities aktiv sind, oder werden könnten. Eine besondere Rolle nehmen hier die fachgesellschaftlichen AGs ein, die sich bereits klar zu den digitalen Geisteswissenschaften positionieren. Jenseits individueller Fachgesellschaften hat sich im Jahre 2012 der interdisziplinäre Verband der Digital Humanities im deutschsprachigen Raum (DHd) konstituiert. Auch innerhalb dieses Verbandes haben sich AGs gegründet, die allerdings zumeist nicht fach- sondern themenspezifisch organisiert sind. Über die Laufzeit von DARIAH II wird mit verschiedenen einander ergänzenden Methoden der Frage nachgegangen werden, welche Fachverbände und AGs in ein Stakeholdergremium Fachgesellschaften integrierbar wären und die Arbeit eines solchen besonders effektiv gestalten könnten. Dieses Dokument fußt auf den vorbereitenden Recherchen und Maßnahmen bezüglich eines engeren Kontaktes zu Fachgesellschaften aus der ersten Projektphase von DARIAH und wird als Living Document den Prozess der Findung eines Gremiums Fachgesellschaften begleiten und darum bis zum Ende der Laufzeit von DARIAH II weiter wachsen.
Das Ziel der besseren Verknüpfung zwischen DARIAH-DE, den geisteswissenschaftlichen Fachgesellschaften und dem DHd ist es, DARIAH als gemeinsame Infrastruktur zu nutzen, um das Forschungsfeld der Digital Humanities genauer zu fassen. Inhaltlich wird das Arbeitspaket “Stakeholder Gremium Fachgesellschaften”, das hier dokumentiert wird, der Frage nachgehen, ob es so etwas wie einen oder mehrere skalierbare “DH Faktor/en” gibt und wie weit diese/r im deutschsprachigen Raum bereits ausgeprägt ist/sind. Dazu wird mit Hilfe von Umfragen, Workshops und Arbeitstagungen abgefragt, in welchen Phasen des Forschungsprozesses bereits auf welche Weise digital gearbeitet wird und an welchen Stellen noch Bedarf an
a) Kompetenzvermittlung b) Entwicklungen methodischer und c) Entwicklungen technischer Art
besteht. Besonders wichtig an diesem Vorgehen ist, dass eine beidseitige Bereicherung entsteht. DARIAH-DE erhält wichtige Informationen zum derzeitigen Stand des Forschungsfeldes und der Entwicklungsdesiderata während die FachwissenschaftlerInnen eine gegebene Infrastruktur dazu nutzen können, ihre Kompetenzfelder zu erweitern und interdisziplinär Kontakte zu knüpfen.
2. Bedeutung von Fachgesellschaften, digitalen AGs und DHd für die digitalen Geisteswissenschaften
Obwohl die Digital Humanities im deutschsprachigen Raum inzwischen bereits auf einige Jahrzehnte der Entwicklung digitaler Tools und Methoden für die Geisteswissenschaften zurückblicken können, ist bis dato noch unklar, welche Form sich das interdisziplinäre Forschungsfeld geben möchte. Vor allem durch die Entstehung neuer Studiengänge und Lehrstühle wird zunehmend die Frage laut, ob DH eher eine spezielle Form der Informatik mit einem Methodenkonvolut für die Geisteswissenschaften ist oder ob es sich um eine eigenständige Disziplin handelt. Nicht zuletzt durch die Entwicklung von Curricula kommen immer wieder Fragen auf, die um das Verhältnis zwischen Informatik und Geisteswissenschaft in den DH, das Verhältnis von digitalen Geisteswissenschaften zu ihren Fachdisziplinen und den Möglichkeiten der Interdisziplinarität kreisen. Zwar kann das Bedürfnis danach, die Digital Humanities in die fachwissenschaftliche Arbeit zu integrieren, an der Gründung zahlreicher digitaler AGs innerhalb der Fachgesellschaften abgelesen werden, dies sagt aber noch nichts darüber aus, inwiefern die neue Methodik außerhalb dieser AGs in den Fachgesellschaften angenommen wird. Mit Gründung des DHds im Jahre 2012 ist noch einmal zusätzlich Bewegung in das Feld geraten, da nun digitalen Geisteswissenschaftlern unabhängig von den traditionellen Fachgesellschaften die Möglichkeit angeboten wird, sich innerhalb des neuen Verbandes zu organisieren. Dieses Angebot führte dazu, dass einige der digitalen AGs den neuen organisatorischen Rahmen für sich entdeckt und sich so ein Stück von ihren ursprünglichen Fachverbänden weg entwickelt haben. Hinzu kommt die inhaltliche und damit nicht selten auch personelle Überschneidung mit neuen, sich innerhalb des DHd gründenden AGs. Insgesamt ist das Feld nach wie vor in Bewegung und kann wie folgt schematisiert werden:
Abb. 1: Schematische Darstellung von Fachverbänden und AGs innerhalb der Geisteswissenschaften
Es fällt in das Aufgabengebiet des hier beschriebenen Arbeitspaketes, zu analysieren, welche Position sich innerhalb dieses Gefüges strategisch am besten für DARIAH-DE eignet.
1.1.Geisteswissenschaftliche Fachgesellschaften und digitale AGs
Die vorbereitenden Recherchearbeiten des Arbeitspaketes “Stakeholder Gremium Fachgesellschaften” haben gezeigt, dass die meisten geisteswissenschaftlichen Fachgesellschaften inzwischen über eine Arbeitsgruppe verfügen, die sich mit Digital Humanities auseinandersetzt. Der Besuch einiger Tagungen dieser AGs (#Digitization Konferenz an der Universität Hamburg und Treffen des Arbeitskreises digitale Kunstgeschichte in Berlin) hat jedoch zwei Faktoren deutlich gemacht, die bei der folgenden Konzeption des Stakeholdergremiums und der Zusammenarbeit mit Fachgesellschaften zu berücksichtigen sind:
1. Nicht jede AG ist in gleichem Maße im Gebiet der Digital Humanities angekommen - während sich z.B. der Arbeitskreis digitale Kunstgeschichte sehr intensiv mit der Methodik auseinandersetzt, herrscht unter den Mitgliedern der Kommission Digitalisierung des Verbandes für Volkskunde und Kulturanthropologie ein sehr unterschiedlicher Kenntnis- und Interessenstand.
2. Teilweise scheinen die digitalen AGs innerhalb der Fachgesellschaften eher ein eingekapseltes Dasein zu führen, in welchem die Verbindung zum eigenen Fachverband in praktischer Hinsicht nicht mehr sehr aktiv genutzt wird. Auch hier ist eine Bandbreite zu beobachten, die von der noch sehr neuen AG digitale Romanistik reicht, die sehr gut vom Vorstand des Fachverbandes akzeptiert und unterstützt wird, bis hin zu Fachverbänden wie z.B. dem Germanisten-, dem Historiker- oder dem Archäologen Verband, die auf eine Kontaktaufnahme seitens DARIAH-DE gar nicht erst reagiert haben.
Im zweiten Faktor ist ein Grund dafür zu sehen, dass innerhalb des DHd entweder neue digitale AGs gegründet werden oder die AGs der Fachverbände den neuen Veranstaltungsrahmen organisatorisch für sich nutzen.
1.2.DHd
Der DHd ist ein Interessenverband für digitale Geisteswissenschaftler, der unabhängig von den disziplinären Fachgesellschaften agiert. Der Verband ist Teil der internationalen DH Organisationen ADHO (Alliance of Digital Humanities Organisations) und EADH (European Association for Digital Humanities) und fungiert als Plattform und Interssenvertretung digitaler Geisteswissenschaftler in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Für das DARIAH Arbeitspaket “Stakeholdergremium Fachgesellschaften” sind folgende Aspekte und Funktionalitäten des DHd von besonderem Interesse:
- Inhaltlich arbeitende AGs
- fachlich organisierte AGs, die in keinem Fachverband verankert sind (z.B. AG digitale Museumswissenschaft)
- die jährlich stattfindende DHd Konferenz als Veranstaltungsrahmen
- Möglichkeit der Verknüpfung von DARIAH Portal und DHd Webseite (http://dig-hum.de)
- Informationskanal der DHd Mailingliste
Darüber hinaus ist der DHd als Ergänzung zu den Fachgesellschaften bei der Analyse des Feldes der Digital Humanities heranzuziehen. Im Zusammenhang mit der oben genannten Leitfrage soll die Betrachtung digitaler AGs in den Fachverbänden und des DHds zeigen, ob mit dem zunehmenden Zugehörigkeitsgefühl zu den digitalen Geisteswissenschaften (höherer DH-Faktor) eine Abkehr vom disziplinspezifischen Fachverband hin zu den Organisationen der Digital Humanities einhergeht, wie nicht nur die steigenden Mitgliedszahlen des DHd sondern vor allem auch die Zunahme der Konferenzteilnehmer und vor allem die Organisation innerhalb themenspezifischer AGs im DHd vermuten lassen.
2. Stakeholder Gremium Fachgesellschaften - Konstituierung, Aufgaben, Ziele
Die Möglichkeiten eines Stakeholdergremiums Fachgesellschaften werden in der zweiten Phase der Projektlaufzeit von DARIAH II vom 1.3.2014 - 28.2.2016 anhand unterschiedlicher Erhebungen und Veranstaltungen ausgelotet. Auf diese Weise wird einerseits eruiert, welche Schnittstellen sich zwischen Fachgesellschaften und DARIAH-DE natürlich ergeben, an welchen Stellen Vermittlungsbedarf besteht und welche Grenzen ein solches Gremium einhalten sollte. Auf der anderen Seite können bei denen in DARIAH II durchgeführten und noch durchzuführenden Veranstaltungen und Sitzungen erste Themengebiete für ein Stakeholdergremium Fachgesellschaften bearbeitet werden.
2.1.Beschaffenheit des Stakeholder Gremiums Fachgesellschaften
Das Stakeholdergremium Fachgesellschaften wird in dieser zur Konzipierung und Findung genutzten Phase als Netzwerk gedacht, dass in seiner Struktur wandelbar bleibt. Am Ende von DARIAH II soll dann bilanziert werden, ob und welche festeren Strukturen für eine Fortführung von DARIAH geeignet wären. In diese Analyse muss mit einbezogen werden, dass bereits mehrere Gremien innerhalb von DARIAH-DE agieren (Exekutivkommittee, wissenschaftlicher Beirat, Steuerungsgremium) und darum eine alternative Form für das Stakeholdergremium Fachgesellschaften zu bevorzugen wäre.
2.2.Aufgaben eines Stakeholder Gremiums Fachgesellschaften
Wie bereits in der Einleitung erwähnt, zerfallen die Aufgabengebiete eines Stakeholdergremiums Fachgesellschaften in drei Teilbereiche – Vermittlung von Methodenkompetenz, Rückspiegelung tatsächlich relevanter digitaler Methoden und Entwicklung von Desiderata für fehlende Tools und technische Hilfsmittel. In allen drei Bereichen wird auf der übergeordneten, strukturellen Ebene angesetzt, um einen möglichst breiten Rücklauf verzeichnen zu können.
2.2.1. Methodenkompetenzvermittlung
Bezüglich der Methodenkompetenz bedeutet dies, dass direkt bei den Fachverbänden Kenntnisse verbessert und Vorbehalte gegenüber digitalen Methoden und Anwendungen abgebaut werden sollten. Außerdem kann DARIAH auf diese Weise das Bewusstsein für bestimmte methodische Besonderheiten der DH stärken. Es ist zu hoffen, dass die Anerkennung von Forschungs- und Lehrleistungen im Bereich der Digital Humanities verbessert wird und so auch die Bewertung von Bewerbern für Stipendien, Preise oder Stellen insgesamt positiver ausfallen wird. Indem Möglichkeiten der Zusammenarbeit von DARIAH mit den Fachverbänden innerhalb der von DARIAH angebotenen Infrastruktur eruiert werden, wird diese den Fachverbänden bereits automatisch näher gebracht. Es soll bewusst gemeinsam an Zielen und Inhalten gearbeitet werden, damit die Stakeholder von Beginn an das Gefühl der Beteiligung erhalten und so auch gegenüber anderen Angeboten DARIAHs offener und positiver eingestellt werden.
2.2.2. Exploration des Forschungsfeldes Digital Humanities im deutschsprachigen Raum
Der zweite Teilbereich im Aufgabenfeld eines Stakeholdergremiums Fachgesellschaften besteht im Wesentlichen im Gegenseitigen Austausch zur Anwendung von digitalen Methoden in den Geisteswissenschaften. FachwissenschaftlerInnen sollen ebenso über Trendthemen der Digital Humanities wie z.B. Big Data oder Geohumanities informiert werden wie sie zurückspiegeln können, inwiefern diese Themen für ihr Fachgebiet eine Rolle spielen und welche aktuellen Strömungen dort gerade einen hohen Stellenwert haben. So soll der Dialog und die Vernetzung auf thematischer Ebene gestärkt werden. In dieses Aufgabenfeld gehört auch die inhaltliche Exploration bezüglich der unterschiedlichen Verortung innerhalb der DH auf den Ebenen der EinzelwissenschaftlerInnen, der AGs und der Verbände. Auch hier wird wieder ein besonderer Schwerpunkt darauf gelegt, dass die Kommunikation wechselseitig bleibt und nicht in die Einbahnstraße führt, dass das Gremium bzw. Netzwerk als reine Informations- und Marketingplattform oder für ein einseitiges Informationsinteresse genutzt wird.
2.2.3. Entwicklungsdesiderata
Schließlich wird der Kontakt zu FachwissenschaftlerInnen auch dazu genutzt werden können, die von DARIAH entwickelten Tools, Methoden und Lehrmaterialien zu testen und Verbesserungsvorschläge aus der wissenschaftlichen Community zu bekommen. Darüber hinaus sollen Bedarfe ermittelt werden, die vom hier dargelegten AP zu Entwicklungsdesiderata zusammengefasst werden. Diese sollen insbesondere an die innerhalb der Cluster ausgearbeiteten Use Cases sowie die bereits vorhandenen Tools und Services von DARIAH anschließen. Auf diese Weise wird sichergestellt, dass DARIAH weiterhin bedarfsgenau arbeitet. Außerdem wird die Verbreitung von Tools und Services durch die Beteiligung der FachwissenschaftlerInnen und die Orientierung an tatsächlichen Forschungsabläufen gesteigert.
2.3.Ziele der Einbindung eines Stakeholder Gremiums Fachgesellschaften in die Arbeit von DARIAH-DE
Primäres Ziel des Aufbaus eines Stakeholdergremiums Fachgesellschaften ist es, VertreterInnen aus den einzelnen Fachdisziplinen aktiv an den Entwicklungen innerhalb von DARIAH-DE teilhaben zu lassen. Dabei liegt ein besonderes Augenmerk auf den Fachdisziplinen, die bis dato zahlenmäßig noch nicht sehr stark in DARIAH vertreten sind. Dazu gehören insbesondere die Gebiete der Bildwissenschaften und der angewandten Medien- und Kulturwissenschaften.
Durch die Vernetzung mit konkreten AnsprechpartnerInnen aus den Fachdisziplinen erhalten die einzelnen Cluster und Arbeitsgruppen innerhalb von DARIAH die Möglichkeit, ihre Zwischenergebnisse auf Faktoren wie Stichhaltigkeit, Übertragbarkeit auf andere Disziplinen oder ihre Ideen auf Bedarfsgerechtigkeit zu prüfen. Die Arbeit von DARIAH kann so effektiver gestaltet werden.
Auf der anderen Seite stärkt der direkte Kontakt zwischen DARIAH und FachwissenschaftlerInnen die Anerkennung digitaler Methoden innerhalb der Geisteswissenschaften. Der Bekanntheitsgrad von DARIAH kann auf diese Weise erheblich gesteigert werden. So ist ein weiteres Ziel des Stakeholdergremiums Fachgesellschaften, die Digital Humanities zu stärken und gleichzeitig die Nutzung der Infrastruktur, die von DARIAH bereitgestellt wird zu erhöhen.
3. Strategie zum Aufbau eines Stakeholdergremiums Fachgesellschaften in DARIAH II
Die Strategie zum Aufbau des Stakeholdergremiums Fachgesellschaften umfasst im Kern zwei Aufgabenkomplexe – einen organisatorischen und einen inhaltlichen - , die gleichzeitig bearbeitet werden müssen:
- Gegenseitige Vernetzung zwischen DARIAH-DE, Fachverbänden und DHd
- Versuch der Definition eines oder mehrerer DH-Faktors/en und genaueres Erfassen des Forschungsfeldes
Darüber hinaus ist zu berücksichtigen, dass die einzelnen Arbeitspakete, Cluster und AGs innerhalb von DARIAH-DE jeweils ein eigenes inhaltliches Interesse an der Zusammenarbeit mit FachwissenschaftlerInnen haben. Diese sollen von Anfang an mit einbezogen werden, sodass hiermit ein dritter Aufgabenkomplex entsteht. Auf diese Weise dient das Arbeitspaket Stakeholdergremium Fachgesellschaften auch der Interessenbündelung innerhalb von DARIAH-DE und als erster Kommunikationskanal zwischen DARIAH und Fachgesellschaften. So soll gewährleistet bleiben, dass die Fachgesellschaften sich nicht von zahlreichen Einzelinteressen aus DARIAH überrannt fühlen. Durch die zielgerichtete Ansprache soll außerdem gesichert werden, dass Anfragen von DARIAH gegenüber Fachwissenschaftlern auch als relevant wahrgenommen werden.
3.1.Gegenseitige Vernetzung - Vorgehen
Ein erstes Ziel auf dem Wege zur Gründung eines Stakeholder Gremiums Fachgesellschaften ist es, aus jedem Fachgebiet Kontakt zu mindestens einem Vertreter/ einer Vertreterin aufzunehmen und so ein zunächst nur lose verbundenes Netzwerk zu erstellen. Hierzu wurde zuerst der Kontakt zu den jeweiligen Vorsitzenden der Fachverbände und der digitalen AGs aufgenommen. Diese VertreterInnen sind Erstkontakte, die sowohl selbst zum Teil des Netzwerkes als auch zu Multiplikatoren geworden sind, die diese Aufgabe an weitere Vertreter ihrer Disziplin herantragen, seien diese nun besonders DH-affin oder besonders kritisch gegenüber digitalen Methoden.
Parallel wurde der losere Kontakt zu Einzelwissenschaftlern gesucht, indem z.B. Präsenz auf einschlägigen Fachtagungen gezeigt wurde. In diesem Rahmen wurde auch eine Umfrage zur Nutzung digitaler Tools und Methoden durchgeführt, die sich an alle Mitglieder des Fachverbandes richtete.
Zum derzeitigen Zeitpunkt gab es darüber hinaus bereits einen Workshop, bei dem die Fachgesellschaften dazu eingeladen wurden, Vertreter ihrer Wahl anzumelden, um über die Entwicklung der Digital Humanities im deutschsprachigen Raum zu diskutieren. Bei allen Vorgehensweisen wird darauf geachtet, stets meherere Mitglieder einer Disziplin zu erreichen.
Ein ähnliches Vorgehen ist für die Vernetzung mit dem DHd anzustreben. Auch hier werden etablierte Kanäle (Mailinglisten, Tagungen) genutzt, um mittels einer Umfrage die Verbreitung von Tools in den einzelnen Forschungsphasen abzufragen. Auch hier werden die Mitglieder zur Teilnahme an den Workshops des Gremiums eingeladen. Auch hier werden also potentiell mehrere VertreterInnen zum Netzwerk der Stakeholder Fachgesellschaften hinzukommen. Die folgende Grafik zeigt, dass durch diese Vorgehensweise ein Großteil der Fachdisziplinen erreicht werden können.
Abb. 2: Konstituierung eines Netzwerkes der Stakeholder aus Fachgesellschaften. Personen zu denen bereits Kontakt besteht sind mit (K) gekennzeichnet, Personen, die in DARIAH mitarbeiten mit (D).
Die Kommunikation in die Fachgesellschaften hinein wird also immer über zwei Kanäle laufen. Einer geht über die AnsprechpartnerInnen der digitalen AGs in die Fachverbände hinein. Dies ist der erste Ansatzpunkt für den Aufbau eines Stakeholdergremiums, da hier die größte positive Resonanz zu erwarten ist. Der zweite Weg der Kommunikation führt direkt zu den Fachverbänden. Auf dem zweiten Weg werden entweder über die FachverbandsleiterInnen Ankündigungen für DARIAH Veranstaltungen versendet, die sich direkt an Fachwissenschaftler richten, oder die AG Stakeholdergremium Fachgesellschaften beteiligt sich an DARIAH-Präsentationen, die bei großen Fachverbandstagungen durchgeführt werden.
Zusätzlich zu den Fachgesellschaften und deren digitalen AGs haben sich innerhalb des DHds weitere Arbeitsgruppen konstituiert, die sich ebenfalls mit dem Einsatz digitaler Methoden innerhalb der eigenen Fachdisziplin auseinandersetzen. Diese AGs sind derzeit noch dabei, ihre Rolle und Aufgaben zu definieren und eignen sich darum besonders für die Integration in ein Stakeholdergremium Fachgesellschaften.
1.1.Versuch der Definition eines fachübergreifend anwendbaren „DH-Faktors“ – Maßnahmen
Da der verbleibende zeitliche Rahmen von DARIAH II eingeschränkt ist, werden die Möglichkeiten eines Stakeholdergremiums Fachgesellschaften in diesem Zeitraum nur in einem Umfang durchgeführt werden können, der als exemplarisch gelten muss. Der erste Schritt zur besseren Einschätzung des Forschungsfeldes ist, dieses genauer definierbar zu machen und es einzelnen FachwissenschaftlerInnen so zu ermöglichen, sich innerhalb des Feldes zu positionieren. Für DARIAH ergibt sich hierdurch die Möglichkeit, sich einen Überblick darüber zu verschaffen wie weit Digital Humanities tatsächlich in den Geisteswissenschaften verbreitet sind. Methodisch werden zur Erkundung des Feldes zwei Formate genutzt – die quantitative Befragung einzelner FachwissenschaftlerInnen und die qualitative Erarbeitung von Faktoren, die die digitalen Geisteswissenschaften bedingen, sowie die Diskussion dieser bei den Workshops, die für das Gremium organisiert werden. Umgesetzt wird erstere in Online-Umfragen, die teilweise in einer Interviewsituation begleitet und teilweise autark über Informationskanäle wie Mailinglists oder den DHd Blog geschaltet werden. Für die inhaltliche Diskussion wurde im März 2015 bereits ein konstituierender Workshop durchgeführt, bei dem sich die Fachdisziplinen mit ihrer Einstellung zu den Digital Humanities vorgestellt haben. Ein zweiter darauf aufbauender Workshop ist für Juli 2015 geplant. Hier wird die inhaltliche Diskussion von DH-Faktoren, die beim ersten Workshop nur kurz angerissen wurde, im Mittelpunkt stehen.
Die Liste der Maßnahmen wird im Projektverlauf weiter um zusätzliche Aktionen ergänzt werden. Die Erweiterung des Maßnahmenkatalogs folgt der Prämisse, möglichst unterschiedliche Kommunikationswege mit den FachwissenschaftlerInnen zu beschreiten, um so die effektivste Arbeitsweise für das Stakeholder Gremium Fachgesellschaften auszuloten.
1.1.1. Arbeitstreffen der digitalen Arbeitsgemeinschaften in Rahmen des DH Summits im März 2015
Im Rahmen des DH Summit im März 2015 wurde das erste Arbeitstreffen des DARIAH Stakeholder Gremiums Fachgesellschaften durchgeführt. Vorgestellt wurde zunächst die Arbeit von DARIAH-DE und dann eine Auswahl der vertretenen Fachdisziplinen und deren Anknüpfungspunkte an die Digital Humanities. Diese Auswahl wurde so getroffen, dass die Varianz der Forschungsgegenstände sowie der Standpunkt in Bezug auf die DH möglichst groß war. Vorgestellt wurden die Fächer Archäologie, Mediävistik, Kulturanthropologie, Romanistik und Kunstgeschichte. Unter den Teilnehmern vertreten waren darüber hinaus die Disziplinen Germanistik, Geschichtswissenschaft, Informationswissenschaft und Ethnologie.
Das Thema des Arbeitstreffens lautete „Verortung der Fachdisziplinen innerhalb des Forschungsfeldes der Digital Humanities“. Nachdem die Vortragenden ihren jeweiligen Fachbereich und Anknüpfungsmöglichkeiten an die DH dargestellt hatten, wurde jeweils noch einmal diskutiert, inwiefern sich die digitale von der traditionellen Methodik unterscheidet und ob davon gesprochen werden kann, dass bei Verwendung bestimmter digitaler Tools und Methoden, bei bestimmten theoretischen Überlegungen oder bei der Entwicklung neuer Forschungsansätze von „DH-Faktoren“ gesprochen werden kann. Dabei sind erste Aspekte genannt worden, die wenn auch nicht unbedingt konstitutiv, so doch typisch für die Arbeit mit digitalen Geisteswissenschaften sind:
- Kluft oder Konflikt zwischen denjenigen, die auf traditionelle Weise in einem Fachbereich arbeiten und denjenigen, die digitale Methoden anwenden
- Selbstverständnis und Zugehörigkeitsgefühl zu den digitalen Geisteswissenschaften
- Arbeit mit digitalen Daten, sowohl als Forschungsgegenstand als auch im Sinne der Digitalisierung (wobei noch diskutiert wird, wie mit diesen Daten umgegangen werden kann und soll, wenn es um Veröffentlichung und Nachnutzung geht)
- Nutzung digitaler Tools
- Transdisziplinarität, die ihren Ursprung zwar in der Zusammenarbeit geisteswissenschaftlicher Fächer mit der Informatik hat, die aber auch darüber hinaus gehen kann
- Entwicklung neuer Forschungsfragen oder Betrachtungsweisen
Während die oben genannten Punkte in unterschiedlichem Maße an- oder in Kauf genommen werden, werden folgende Aspekte der DH in den Fachdisziplinen eher kritisch betrachtet:
- Verwendung von Standards (da diese häufig als einengend betrachtet werden)
- Reduktion von Inhalten auf das, was digital erfassbar ist
- Die lückenhafte Digitalisierung erschwert die Arbeit in den DH und verzögert den Forschungsprozess
Im weiteren Projektverlauf werden diese Ergebnisse in die Entwicklung eines Faktorenmodells der digitalen Geisteswissenschaften einbezogen. Dieses weiterentwickelte Modell wird beim 2. Arbeitsworkshop des Stakeholdergremiums Fachgesellschaften am 17.7.2015 an der Universität Hamburg zur Diskussion gestellt. Anschließend wird diskutiert werden, inwiefern eine Kartierung der Digital Humanities möglich ist, die den vertretenen Fachdisziplinen erlaubt, ihren Standort innerhalb des Feldes der DH zu bestimmen.
1.1.2. Umfragen auf Tagungen dreier Fachverbände aus unterschiedlichen Disziplinen
Gemeinsam mit Cluster 1 wurde in den vergangenen ersten Monaten der Projektlaufzeit von DARIAH II eine Umfrage entwickelt, die abfragt, in welchen Phasen eines Forschungsprozesses auf welche Weise Methoden aus den Digital Humanities eingesetzt werden und an welchen Stellen Bedarfe für digitale Hilfsmittel bestehen. Diese Umfrage richtet sich explizit sowohl an bereits im Feld der Digital Humanities angekommene WissenschaftlerInnen als auch an solche, die ihre Forschungsprozesse noch weitgehend analog ausrichten.
Um einen möglichst breiten Rücklauf zu erreichen (möglichst im vierstelligen Bereich), wird diese Umfrage auf verschiedenen Wegen verbreitet. Aus den Erfahrungen mit einer Umfrage anlässlich der DH2012 in Hamburg kann abgelesen werden, dass ein besonders hoher Rücklauf erreicht werden kann, wenn eine Umfrage in einer persönlichen Interview-Situation ausgefüllt wird. Darum wird die Umfrage in erster Linie auf den einschlägigen Fachtagungen verbreitet. Hierzu wird eine Zusammenarbeit mit den jeweiligen Vorsitzenden der digitalen AGs des entsprechenden Fachverbandes angestrebt. Zusätzlich wird die Umfrage auf fachspezifischen Mailinglisten verbreitet. Als zweite (Test-)Gruppe werden diejenigen WissenschaftlerInnen angesprochen, die innerhalb des DHd und damit des Feldes der digitalen Geisteswissenschaften organisiert sind. Hierzu wird die Mailingliste des DHd sowie der DHd-Blog genutzt werden.
Deutscher Historikertag 2014
Vom 23.-26.9.2014 fand der 50. Deutsche Historikertag in Göttingen statt; rund 3.000 Gäste wurden erwartet. DARIAH war dort gemeinsam mit dem Kooperationsprojekt TextGrid mit einem Stand vertreten.
Die DARIAH-Umfrage wurde hier in Form einer Online-Umfrage verbreitet, die auf Tablet-Computern zugänglich gemacht wurde. Hierzu wurden von der Universität Hamburg 5 Tablets und 2 studentische Hilfskräfte gestellt. Diese sprachen mit jeweils einem Tablet auf der Tagung gezielt potentielle Teilnehmer an und assistierten beim ausfüllen der Umfrage. Zwei weitere Tablets standen am DARIAH Stand bereit, wo ebenfalls immer ein Mitarbeiter zugegen war, der beim Ausfüllen der Umfrage behilflich sein konnte. Trotz dieser und teilweise gerade durch diese Hilfestellungen wurden wir mit der Tatsache konfrontiert, dass vor allem bei der Zielgruppe der wenig technikaffinen Historiker, die Bedienung eines Tablets nicht intuitiv und selbstverständlich war. Außerdem wurde die Umfrage von sehr vielen Befragten als zu lang empfunden, was dazu führte, dass einige ihre Teilnahme abbrechen mussten, da sie durch andere Termine nur einen kleinen Zeitrahmen zur Verfügung hatten. Nichtsdestotrotz wurde das Format der persönlichen Anfrage und Assistenz positiv bewertet.
Die Umfrage wurde inhaltlich in Report 1.2.1 ausgewertet, weshalb an dieser Stelle lediglich kurz darauf hingewiesen werden soll, dass trotz der allgemein positiven Reaktion auf die persönlich Ansprache, dieses Vorgehen nicht dazu führen konnte, dass ausreichend zahlreiche Teilnehmer aquiriert wurden. Auch blieb der Kontakt flüchtig und trug nicht dazu bei, dass Stakeholder für das Stakeholdergremium Fachgesellschaften gefunden werden konnten. Der Kontakt war also insgesamt einseitig und konnte so nur einen kleinen Beitrag dazu leisten, dass DARIAH-DE in den Fachdisziplinen stärker wahrgenommen wird. Vor allem im Gegensatz zum oben beschriebenen Workshop, der den Teilnehmern auch die Möglichkeit bot, zu DARIAH-DE Fragen zu stellen und Vertretern von DARIAH in einem themenbezogenen Gespräch zu begegnen. Insgesamt verspricht ein solches Format für die stärkere Verknüpfung mit Fachgesellschaften also weit mehr Erfolg.
Deutscher Romanistentag 2015
Vom 26.-29.7.2015 ist der Romanistentag in Mannheim geplant. Hier soll gemeinsam mit der AG digitale Romanistik ein Stand aufgebaut werden, an dem ein persönliches Gespräch mit Vertretern von DARIAH und der AG digitale Romanistik ermöglicht wird. Hier geht es vor allem darum, Fragen zu den digitalen Geisteswissenschaften zu beantworten und auf die Services von DARIAH aufmerksam zu machen. Durch die Möglichkeit des persönlichen Gesprächs wird die Schwellenangst, die häufig den Umgang mit neuen Methodiken begleitet herabgesetzt.